Dienstag, 10. Februar 2015

Meine Runensets

Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich mich dazu durchgerungen hatte, meine eigenen Runensets herzustellen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon angefangen, mich mit Runen zu beschäftigen und hatte mich auch schon mit diversen Büchern und Deutungsanleitungen herumgeschlagen. Erst als der Funke dadurch übersprang, dass ich mich von der Rune Hagalaz förmlich gerufen fühlte, gab es kein Zurück mehr. Ich merkte, dass ich mir sowohl die Bedeutung der Runen für mich selbst erarbeiten müssen würde und dass ich wirklich in Kontakt mit ihnen treten wollte. Also fertigte ich meine zwei Runensets an.

Mein erstes Runenset

Dieses Set besteht aus Wildschweinfußknochen. Als ich vor der Frage stand, welches Grundmaterial ich nehmen wollte, war der erste Impuls: Knochen. Zum einen verbinde ich germanische Zauber*innen mit „Knöchelchen werfen“, seitdem ich das erste Mal von dieser Methode der Divination gelesen habe. Zum anderen habe ich eine ausgeprägte Faszination für Knochen und Schädel, was mein Spitzname ja schon verrät. Wildschweine hingegen haben einen Bezug zu Freyja, die ich sehr gerne mag und die die erste Gottheit des germanischen „Götterhimmels“ war, zu der ich Kontakt hatte und Bezug aufbauen konnte. Da es sich als sehr schwierig herausstellte, aus meinen im Wald gesammelten Knochen und Schädelteilen ein Set zu machen, habe ich mir die Fußknochen schließlich gekauft.

Nachdem ich die Knöchelchen mit einer Salbeiräucherung gereinigt hatte, habe ich die einzelnen Runen eingeritzt und sie später noch mal mit einem Edding nachgezogen. Richtig geweiht und aufgeladen wurden sie dann ein paar Tage später. Zu diesem Zweck vermischte ich Mens-Blut, Spucke und Asche mit etwas Wasser, um das dann – nach einem Trancetanz - über die Runen sprenkeln zu können. Ich wollte, dass die Runen durch meine Körpersäfte mit mir eine Verbindung eingehen – außerdem sollen unsere Ahninnen ebenso mit Blut, Spucke und Asche Zauber gewirkt haben. In dem schwarzen Samtbeutel haben die Knöchelchen viel Platz und klackern aneinander – genauso hatte ich mir das Set vorgestellt.

Mein zweites Runenset

Dieses Set habe ich mehrere Monate später angefertigt. Es ist aus Eibenholz, von einem Baum hinter dem Elternhaus meiner Holden, den wir um einen Ast gebeten hatten. Es war mir klar, dass das Holz von Eiben wirklich hart ist, aber ebenso wie das Material Knochen bei dem ersten Set feststand, so wusste ich, dass es unbedingt dieses Holz sein musste. Wir haben dann tagelang abwechselnd gesägt und poliert, bis wir endlich genug in etwa gleich große Scheiben hatten. Die Runen wurden dann von mir mit Bleistift aufgemalt und danach mit der Lupe eingebrannt. Das war zwar aufwändig, aber ich fand es schön, so die Elemente Feuer, Luft (aufsteigender Rauch) und Erde (Holz) miteinander zu verbinden. Eine Weihe brauchte ich diesmal keine, das Einbrennen und Rumschnitzen war anstrengend genug - deshalb hatte ich auch den Eindruck, dass sie allein durch diese mehrtägige Anstrengung mit mir verbunden sind. Besonders freut es mich, dass das Set ein gemeinsames Projekt mit meiner Holden war, die sich seither auch mehr für Runen interessiert.


Sonntag, 8. Februar 2015

Willkommen zur Reise auf meinem Knochenschiff!

Mein Name Bones. Ich bin queer und feministisch – wenig überraschend, dass ich mich seit geraumer Zeit mit Queer-Feminismus beschäftige.  Leider ist dabei meine spirituelle Seite zu kurz gekommen. Deshalb möchte ich gerne wieder an meine magische (neugermanische) Praxis anknüpfen.

Ich bewege mich schon seit ungefähr 25 Jahren in den Gefilden der Magie und der Naturspiritualität. Meinen Einstieg machte ich als Jugendliche mit Satanismus, sattelte aber kurze Zeit später auf Wicca um, da mir in meiner Spiritualität weibliche Gottheiten fehlten. Doch in beiden Systemen fühlte ich mich schnell in der Heteronormativität eingeengt und konnte mich in meiner Queerness dort nicht wiederfinden. Nachdem ich den unkonventionellen Zugang von Luisa Francia und Jan Fries und deren Freistil-Magie kennengelernt hatte, war ich (auch im Internet) als freifliegende Hexe unterwegs (u.a. als Knochenweib).

Meine Faszination für nordische Gottheiten und Runen, die mich seit meinen Kindertagen begleitet, weckten dann mein Interesse am germanischen Neuheidentum (oft pauschal Asatru genannt). Dabei ist mir bewusst, dass es sich bei dieser Erfahrungsreligion um eine (Re-)Konstruktion handelt – gerade damit aber Räume zur individuellen Interpretation und zum Verqueeren eröffnet.

Auf diesem Blog möchte ich gerne meine Gedanken (vor allem zu queeren und feministischen Themen) sowie meine Alltagserfahrungen teilen und meinen Wiedereinstieg in die magische und spirituelle Praxis dokumentieren. Außerdem hoffe ich mit Gleichgesinnten in Austausch treten zu können!