Dienstag, 29. September 2015

Das Schreiben eines Blogs...

Das Schreiben eines Blogs ist für mich etwas sehr Neues. Vorher war ich eigentlich nur in Foren unterwegs - was bedeutet, dass einfach Ansprechpartner*innen da sind, mit denen eins reden/diskutieren kann. Das bedeutet ständigen Input/Anregungen bzw. Lernen voneinander. Für mich gestaltet es sich momentan etwas schwierig, mich nur mit mir selbst zu unterhalten und somit ein Tagebuch für mich selbst zu führen. Ich habe mich für diese Form nicht ganz freiwillig entschieden - zumindest wäre mir ein Forum zum Austausch mit anderen heidnischen Magiepraktizierenden wohl lieber, aber zwischenzeitlich haben die wohl ausgedient.

Trotzdem habe ich mich für ein Blog entschieden, weil ich gemerkt habe, dass mir das Schreiben eines Tagebuches für mich allein im Stillen nicht so ganz reicht. Ich bin es zwischenzeitlich so gewohnt, alle meine Vorlieben, Entwicklungen, Gedanken fast ganz für mich zu behalten, dass ich lernen möchte, wieder etwas über mich zu erzählen. Mein Innerstes nach Außen zu tragen. Und durch das Aufschreiben in einem öffentlichen Blog (sogar wenn hier vielleicht gar niemand/kaum jemand mitliest), habe ich das Gefühl, das Gedachte durch das Aufschreiben wahrer/realer zu machen. Mir meine Entwicklungen nachvollziehbar zu machen.

Ich bin ein wahnsinnig verkopfter und unsicherer Mensch, der alles, was er tut, in Zweifel zieht - das Schreiben soll hier also nicht nur der Dokumentation, sondern auch der Manifestation dienen. Da ich hauptsächlich allein arbeite, kommt es mir ohne Austausch oft vor, dass ich meine magische/spirituelle Praxis nur als Spinnerei abtue, in die ich keine Energie mehr stecken sollte - obwohl es mir meine Form der Spiritualität durch schwere Zeiten hindurch immer eine Stütze war.

"Freifliegend" zu sein birgt Vor- und Nachteile: Einerseits kann ich tun und lassen, was ich will, da ich mich nicht an Regeln einer Gruppe binden muss - andererseits fehlt mir manchmal eben genau diese Anbindung: Austausch und Manifestation der eigenen Spiritualität/des eigenen Glaubens dadurch, dass es von anderen wahrgenommen und gesehen wird; die Stimmung/Energie, wenn mehrere zusammen das Gleiche murmeln/chanten, zusammen ein Mandala legen etc. Ich fühle mich dann etwas haltlos und finde es unglaublich schwierig und anstrengend, sich ohne konkretes Beispiel immer alles selbst aus den Fingern saugen zu müssen. (Diese Situation kenne ich als Homosexuelle ohne Community schon zur Genüge - mit Fragen zur (Geschlechts-)Identität und Sexualität habe ich mich da ganz schön allein auf weiter Flur gefühlt.)

Aber ich merke auch gerade seit meiner letzten depressiven Phase, dass ich mich einfach stärker auf mich selbst besinnen muss. Das, was ich machen möchte oder fühle oder glaube muss mir wichtig sein. Ich muss lernen, mehr ohne Bestätigung von Außen klar zu kommen, mir selbst genug zu sein. Und auch die kleinen Erfolge zu feiern auf meinem spirituellen Weg. Denn, wie hier so schön beschrieben, sind auch Solo-Kulthandlungen Teil heidnischer Praxis. Vielleicht kommt dann, wenn ich soweit bin, auch wieder der Anschluss an eine spirituelle heidnische Gruppe.

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