Sport und Ich
Ich habe es immer genossen, mich im Freien und in der Natur
zu bewegen – aber mit dem Schulsport und den ständigen Bewertungen war es dann
für mich vorbei: Ich war als unsportlich abgestempelt und das hab ich erst mal
ewig mit mir herumgetragen.
Erst während meiner
ersten Therapie wegen Depressionen und Angststörungen habe ich mir wieder zugetraut,
mich an sportliche Aktivitäten heranzuwagen. Damals hab ich mit dem Mountain-Biking
angefangen und habe es als unglaublich stärkend und ermutigend empfunden,
selbstbestimmt gegen meine Ängste anzugehen sowie meine Grenzen immer wieder
aufs Neue auszutesten und auszuweiten (anfangs hatte ich z.B. unglaubliche
Angst steil bergab zu fahren). Im Laufe der Zeit baute ich Kondition, Muskelkraft
und Mut auf, das hat mir unglaublich gut getan. Ich habe mich dann das erste
Mal in meinem Leben „sportlich“ gefühlt. Später kam dann Fitness-Studio, Joggen, Tanz, Bogenschießen und Yoga dazu.
Mein Körper und Ich
Meinen Körper habe ich die meiste Zeit meines Lebens eher
lieblos behandelt. Ich genieße thin privilege, litt aber lange Zeit darunter,
dass ich auf andere eher dünn bis ausgemergelt und blass/ungesund wirkte –
darüber hinaus wollten die geforderten „weiblichen“ Rundungen nicht wachsen.
Ich fand mich also unglaublich hässlich. Erst mit Mountain-Biking und Training
im Fitness-Studio brachte ich endlich mal etwas Gewicht auf die Waage und habe
mich darüber total gefreut, weil ich mich zunehmend (haha) gesünder gefühlt
habe.
Beim Sport und mit meiner Ernährung muss ich aber immer
wieder aufpassen: Ich neige immer wieder dazu, in depressiven Phasen überhaupt
keinen Sport zu machen und damit starke Rücken-, Hüft- und Schulterschmerzen zu
riskieren. Wenn ich dann wieder motiviert bin, schaffe ich es immer wieder,
mich zu übernehmen: Ohne Rücksicht auf Verluste zwinge ich mich dann in
Haltungen, die mir mehr schaden als nützen oder ich esse und trinke einfach
nicht ausreichend etc. Einen positiven Umgang mit meinem Körper und
Rücksichtnahme auf ihn musste ich mir hart erarbeiten.
Spaß und Ich
Trotz der positiven Effekte, die der Sport auf mich hatte,
war er lange Zeit für mich eine absolut ernste Angelegenheit: Disziplin,
Disziplin, Disziplin! Das hat mir zwar einerseits wirklich geholfen, regelmäßig
oder sogar täglich Sport zu machen, andererseits unterstützte es meinen Hang
zur Selbstkasteiung. Erst über Tanz (Raqs Sharqi/Tribal Fusion) habe ich das
erste Mal richtig Freude an körperlicher Bewegung erlernt und dass sie Selbstzweck
sein kann.
Yoga und Ich
Seit ca. 6 Jahren mache ich Yoga, weil es wirklich das
war, was gegen meine fast schon chronischen Rücken- und Kopfschmerzen geholfen
und damit meine Lebensqualität eindeutig verbessert hat. Außerdem mag ich die
Herangehensweise von Yoga – wie ich es kennengelernt habe: Es steht nicht die
Leistung oder das Aussehen im Vordergrund, sondern die Beschäftigung mit dem
eigenen Körper und der Akzeptanz seiner Grenzen. Das hat mir zu einem
wesentlich verständnisvolleren Umgang mit mir und meinem Körper verholfen und
wirkt sich auf meine Psyche sehr positiv aus. Außerdem kann ich Yoga zu jeder
Tages- und Nachtzeit und allen Witterungsverhältnissen drin machen, was mir
sehr entgegen kommt. Zu Yoga kann ich mich am leichtesten von allen Sportarten
aufraffen, besonders, seitdem ich mich zu Eckhart Yoga-Online-Kurse angemeldet
habe.
Meine Ziele
Neben weiterem Konditions- und Muskelaufbau und wieder etwas mehr Disziplin möchte ich mich einfach gut behandeln und Spaß haben. Außerdem möchte ich mich beim Yoga meinen Ängsten stellen und diesen Monat verstärkt an Haltungen wie z.B. Kopfstand oder Krähe arbeiten.
P.S.
Das hübsche Bild ganz oben wurde von Distelfliege für den Body Positive Practice Month gestiftet. Und hier findet ihr die Einladung von Wurzelfrau und könnt euch gerne noch anschließen!